Digital Love

Digital Love

23.11.2014

Die rasche Digitalisierung unserer Gesellschaft macht auch vor der Liebe nicht halt. Für die Digital Natives oder Generation Y, die mit den digitalen Technologien, mit Internet und Mobiltelefon aufgewachsen sind, sind digitale Beziehungen ein Standard (89 Prozent der 14- bis 29-Jährigen sind regelmäßig im Social Web).

Aber auch für die Digital Immigrants, die erst als Erwachsener mit den digitalen Medien in Berührung gekommen sind, ist Beziehungsaufbau und –pflege über das Internet mehr und mehr zur täglichen Gewohnheit oder gar zu einem festen Bestandteil ihres sozialen Netzwerkes geworden.

Wie sich unsere Art zu lieben im digitalen Zeitalter verändert hat, ist ein weiterer Diskurs, den ich nur kurz ankratzen möchte. Bei der Idee zu meiner Arbeit „Digital Love“ haben mich die Anmerkungen von Matthias Horx in seinem Buch „Wie wir leben werden“ über die Renaissance der romantischen Liebe begleitet. „Der Handel mit dem Versprechen (Ich bin dein Erlöser) ersetzt die alten genetischen oder finanziellen Angebote. Romantik ist das Selektionsmerkmal der Erlebniskultur, Aussteuer und Währung der individualistischen Partnerwelt“, so Horx. Das Internet ist ein perfektes Vehikel, einen Teil oder gar die ganze Liebesbeziehung zu virtualisieren, aus dem realen Leben und seinen Unwegen bis auf den gewünschten Grad auszugrenzen und somit genügend Freiräume für die Idealisierung, für eine Fernverherrlichung der Geliebten/des Geliebten sicher zu stellen.

Dabei muss diese, im Liebesrausch verharrende, romantische Online Beziehung nicht auf tiefe Gefühle verzichten. Im Gegenteil. Wie wundervoll nährt sich jenes Flämmchen der Liebe an Worten und Bildern, die wohl ausgewählt und sehnsüchtig erwartet werden. Eine verführerische Variante der traditionellen Liebesbeziehung, die nach Liebe Suchende nicht selten eine Ernüchterung beschert. In „Digital Love“ konzentrierte ich mich auf den Moment der elektrisierenden Begierde, die Worte oder Bilder von/des Geliebten auslösen. Diese Romantik entspringt der eigenen Gedankenwelt, ist ein Konstrukt von Vorstellungen und Idealen – eben eine virtuelle Liebe, die die Protagonisten dieser Inszenierung „wahre“ Gefühle entwickeln lässt.